1907 - Baujahr und Stapellauf
Werft Dresden-Uebigau, Baunummer 969
Auftraggeber: Portland Cementfabrik Rüdersdorf, bestellt und gebaut als Dampfschiff, Eisbrecher, Schlepper, Bugsierer.
Bauname bei Stapellauf: BÄR-CEMENT
Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs für den Auftraggeber im Dienst.
Foto ca. 1935, BAR-CEMENT oberhalb der Woltersdorfer Schleuse, Brandenburg
Ende der dreißiger Jahre: Ausbau der Dampfmaschine samt Kessel und Kohlebunkern, Einbau eines Zweizylinder Glühkopfdiesels mit ca. 70 PS.
Die Einfüllschächte für die Kohlen sind bis heute an Deck sichtbar. Die Trägerschienen für den Dampfkessel sind ebenfalls noch im Rumpf erhalten.
Fast unbeschädigt fährt das Schiff durch zwei Weltkriege für die Rüdersdorfer Cementfabrik. Allerdings zeugen zwei Granaten Einschusslöcher im Schanzkleid von schlimmen Zeiten.
Nach 1945:
Fluchtfahrzeug über eine damals noch offene Grenze vom sowjetisch besetzten Sektor Berlins (spätere DDR) in den französisch besetzten Sektor (Charlottenburg).
Um 1950:
Übernahme durch ein Berliner Tauch- und Bergungsunternehmen. Umbenennung der "BÄR-CEMENT" in "SAMLAND".
Ab 1952:
Umbau der SAMLAND zum Munitionsbergeschiff
Rumpfverlängerung achtern um ca. 1,5 m
Heckverbreiterung
Aufbau eines heckseitigen Schlepp Krans mit vier beinahe mannsgroßen Elektromagneten, die abgesenkt werden konnten, um so nicht detoniertet Bomben und Minen in Berliner Gewässern und Kanälen zu finden und zu heben.
Verstärkung / Panzerung des genieteten Rumpfs im gesamten Unterwasserschiff zusätzlich mit Stahlplatten ca. 10 mm stark.
1966
Ausbau des Zweizylinder Glühkopfdiesels, da dieser mit ca. 70 PS zu schwach für das nun gepanzerte Schiff samt Schleppmagneten und Kriegsmunition / Bomben war.
Einbau Mercedes Benz Lastwagenmotor OM 346 als marinisierte (wassergekühlte) Version in Abstimmung mit einem Reintjes Getriebe.
6 Zylinder Reihe, Einspritzer, 11 L Hubraum, ca. 170 PS
Geschlossener Doppelkühlkreislauf, thermostatgesteuert, Außenwandkühlung, kein Seeventil zur Kühlung notwendig. Geeignet für Ganzjahresbetrieb.
Dieser Motor treibt die SAMLAND bis heute an. Er wurde vor wenigen Jahren technisch und optisch sehr aufwändig generalsaniert.
Die SAMLAND wird, nachdem das Tauch und Bergungsunternehmen aufgelöst wurde, an einen Schrotthändler verkauft und sollte 1983 endgültig abgewrackt werden. Der damalige Eigner entscheidet jedoch anders und rettet für den alten Eisbrecher eine damit nicht im entferntesten ahnbare Zukunft. Der Schrotthändler erhält das Schiff notdürftig und wohnt sogar darauf. Ab ca. 1990 bis 2008 geht die SAMLAND durch viele Hände. Eine Sanierung erscheint für die jeweiligen Eigner sowohl vom finanziellen als auch vom persönlichen Einsatz als völlig aussichtslos.
2008 - Foto: Kaufzustand, Plaue (Brandenburg)
Überstellung des Schiffs auf eigenem Kiel nach Korneuburg, standesgemäß wie es sich für einen Eisbrecher gehört im Februar bei Sturm, Eis- und Schneetreiben.
Fahrtdauer 22 Tage. Ohne Heizung, Warmwasser, mit defekter Positionsbeleuchtung, ohne Navigationsausstattung, mit Fahrradhupe als Signalhorn, lockerer Welle und einem Motor der nur auf 5 Töpfen läuft, da sich im 6. Zylinder ein grosser Putzfetzen befindet.
Damals wird Diesel in 20l Kanistern zu einem verdreckten Plastiktank mit 200 l Fassungsvermögen gebracht.
(Heute 4 Stahltanks à ca. 750 l Fassungsvermögen)
Trotz aller Widrigkeiten ohne technische Schwierigkeiten in Korneuburg angekommen.